Gib mir Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann;
gib mir den Mut, Dinge zu ändern,
die ich zu ändern vermag,
und gib mir die Weisheit,
das eine vom andern zu unterscheiden.

Rainer Maria Rilke

Freitag, 16. April 2010

Von Pamplona nach Puente la Reina

Hurra die ersten 25 Kilometer geschafft. Wenn auch ganz mühsam.   Aber noch zu gestern Abend.
Kurz nach Mitternacht komme ich in Hendaye an, dem französischen Grenzort. Natürlich fährt kein Zug mehr nach Irun. Der nächste Zug geht erst um 07.00 Uhr. Der Ort ist klein und es gibt nur 3 Hotels, die sind alle besetzt. Ein Pilger aus England will im Bahnhof übernachten, was aber nicht möglich ist, da die Türen bereits geschlossen sind. 
Ich mache mich auf den Weg nach Irun, dort gibt es eine Menge Hotels, die auch um diese Zeit noch Schlafmöglichkeiten haben. Nach 3 km finde ich ein Hotel. Etwas teurer als ich gedacht hatte. Aber was soll´s?? 
Gut geschlafen, geduscht und 20 Minuten zum Bahnhof gepilgert. Dort treffe ich den Engländer wieder. Er war begeistert Die Franzosen hatten ihm erlaubt in einem Zug zu übernachten. Da hätte ich mir das Geld fürs Hotel sparen können. Aber wie gesagt, was soll’s??
Wie in Spanien üblich werde ich ordentlich gefilzt und der Rucksack wird sogar geröntgt. Nachdem mein Rucksack in der Röntgenanlage verschwunden ist, beginnt ein wildes Gestikulieren der Polizeibeamtin. Ich verstehe allerdings kein Wort. Ein Mitreisender meint, dass es wohl um ein Messer geht. Als der Rucksack auf der anderen Seite der Anlage wieder erscheint, nehme ich gleich das Messer heraus und gebe es der Uniformierten. Sie klappt es auf und legt es auf ihre Handfläche. Dabei meint sie, sie müsse das Messer beschlagnahmen, da die Klinge größer ist, als die Breite ihrer Handfläche. Das ist in Spanien Gesetz erklärt sie mir in englisch.
Jetzt erscheint sogar ihr Chef und fragt mich, ob ich auf den Camino gehe. Er sagt auch noch mal, dass das Gesetz in Spanien sehr streng sei, was die Mitnahme von Messern angeht. Dann ruft er einen Putzmann, mit Händen wie Kehrschaufeln, der gerade im Wartesaal den Boden wischt. Der Beamte legt dem Hünen dann das Messer auf die Hand, lächelt kurz und gibt mir das Messer zurück mit der Bemerkung:
"Bon Camino"
 
Pünktlich um 10.00 Uhr komme ich in Pamplona an und begebe mich auch gleich auf den Weg zum Jakobsweg. Ich weiß, dass der Camino genau durch das Universitätsgelände verläuft. Den Umweg durch die Stadt will ich mir ersparen und laufe gleich in Richtung Universität wo ich die ersten Wegekennzeichen finde. Von jetzt aus immer Richtung Westen. Was mag mich wohl erwarten? Aber darüber will ich mir jetzt erst mal keine Gedanken machen. Mich erwartet heute erst einmal eine schwere Etappe, in der es gleich mal steil nach oben geht. Von 400 Meter auf über 800 Meter, auf den Puerto del Perdon. Oben angekommen bin ich schon ganz schön fertig und mein Wasser ist auch fast aufgebraucht, obwohl ich über 1 Liter dabei hatte. Jakob sei Dank steht hier oben auf dem Berg ein Renault Kastenwagen, den sein Besitzer zu einer Bar umfunktioniert hat. Scheinbar will der Barbesitzer gerade schließen, ich bekomme noch ein Wasser und eine Cola, dann ist er auch schon verschwunden. Richtig heiß ist es jetzt auch noch, obwohl es lt. Wetterbericht in ganz Spanien regnen sollte. Nach 25 Kilometer habe ich dann mein Ziel erreicht. Gleich am Ortseingang finde ich die Städtische Herberge. Die meisten der 150 betten sind schon belegt. Viele Jugendliche, ich kann mir kaum vorstellen, dass die den Camino laufen. Ich gehe noch kurz ins Dorf, kaufe eine Flasche Bier, Wasser, etwas Käse und Brot und jetzt lasse ich den Tag ausklingen. 
Aber wie das so ist. In der Herberge beginnt ein Koch- und Esswettbewerb. Eine Gruppe Franzosen muss ich noch erwähnen. 3 Radfahrer ca. 17 Jahre alt und dazu 8 Begleitpersonen alle älter als 60 sind und dazu noch 2 Frauen, die wohl für die Verpflegung zuständig sind. Jedenfalls haben die den Tisch gedeckt. Während ich mich noch so meine Gedanken über diese Gruppe mache, geht einer der älteren Herren an den Lieferwagen und kommt mit 3 Flaschen Schnaps (Literflaschen) zurück. 1 Liter Rum, 1 Liter Whiskey und 1 Liter Pernod. Außerdem ein Paket Erdnüsse - mindestens 2 Kilogramm, dazu noch etwas Brot. Später essen sie noch den übriggebliebenen Salat der amerikanischen Jugendgruppe.

1 Kommentar:

  1. Grüsse von Hilde,
    ich wusste nicht, dass sie auf mich aufpassen soll.
    Sie dachte, Du wärst schon eine Woche weg.
    MM

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